Wussten Sie, woher sich der Name Aschach ableitet?
„Aschach“: „asch“ leitet sich von der Esche (eine Hartholz-Baumart) ab; „-ach“ bezeichnete eine Ache (= größerer Fluss, jedoch nicht schiffbar).
DER MARKT ASCHACH
VON DER GESCHICHTE DES WAPPENS BIS HIN ZUM WEINBAU.
Der Name Aschach
Erste urkundliche Erwähnung, Wappen und Marktrecht
Aber wie auch immer; so viel ist bewiesen: Aschach wurde zum ersten Mal im Jahre 777 urkundlich erwähnt. Und zwar hat in diesem Jahr der Bayernherzog Tassilo das Stift Kremsmünster gestiftet und damit das neue Stift auch wirtschaftlich gut dastand, hat ihm Tassilo einige Schenkungen mit in die Wiege gelegt. So auch einen Weinberg in Aschach („…ad ascha…“), wie es in der Stiftungsurkunde nachzulesen ist. Im Jahr 1512 hat Aschach von Kaiser Maximilian das Wappen und (viel wichtiger) das Marktrecht bestätigt bekommen. Das Recht zum Abhalten von Märkten hatte Aschach schon früh, aber Maximilian hat es den Aschachern gerne bestätigt – fiel doch dafür eine ansehnliche Gebühr an, die seine chronisch leeren Staatskassen ein bisschen auffüllen half.
@Hintergrundbild: Von Martin Zeiller – Digitalisat der UB Düsseldorf http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/189687, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5987296
Die Sage - Ein Schild voller Wein
Vor Jahrhunderten hatten hier die Schaunberger ihr Jagdrevier. Da traf es sich gut, dass der kaiserliche Wildbann am Kürnberg gleich angrenzte. Das war eine der Lieblingsjagden von Kaiser Maximilian I.. »Ein lustiger Berg mit vielen Hirschen und Rotwild«, heißt es in seinen Gedenkbüchern. Immer wieder ritt er hier gern zur Jagd. Genoveva, die junge Schaunbergerin, kannte der Kaiser noch von früher, als er Graf von Tirol war. Auch sie und ihr Mann, Graf Georg von Schaunberg, waren begeisterte Jäger. Erst recht, wenn sich ein so prominenter Gast wie der Kaiser höchstpersönlich die Ehre gab. Zum Klang der Hörner gings mit Hurra durch die Donauauen. Danach machte sich die Jagdgesellschaft vergnügt auf nach Aschach. Lang zogen sich die Hügel dahin. Verblüfft stellte der Kaiser fest, dass sich in dem »Weingebürg« Weingarten an Weingarten reihte. Die hatte er hier nicht vermutet. Im sogenannten »Khunigs-gut« machte der Tross Halt. Nach der heftigen Jagd und dem langen Ritt tat eine Pause gut. Schnell hatte es sich unter den Winzerinnen und Winzern herumgesprochen, wer da rastete. Die besten, schönsten und saftigsten Trauben wurden zusammengesucht. Die sollte der Kaiser bekommen. Woher aber einen Teller nehmen?
Schließlich musste der weiß-rote Schild eines gräflichen Knappen herhalten. Die liebreizendsten unter den Winzerinnen richteten sich flugs, so schnell und so gut es eben im Weinberg ging, adrett zusammen. Dann kredenzten sie dem hohen Gast die leckeren Trauben. Das machte selbst auf den Kaiser Eindruck: War es die prächtige Stimmung in der herrlichen Landschaft, war es die Süße der Trauben, vielleicht gar der Liebreiz der Frauen, die sie servierten, oder alles zusammen? – Wer weiß?
1512 verlieh der Kaiser dem Markt »um seiner treuen Dienste willen gnädiglich« das Wappen. Und was ist drauf zu sehen: Der Schild und die Trauben!
So rinnt einem in Aschach schon beim Anblick des Wappens das Wasser im Mund zusammen – für ein Wappen ein seltenes Glück!
Donausage erzählt von Helmut Wittmann
@Foto Von Helmut Wittmann – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61986381
Mautstätten
Das Mittelalter und die frühe Neuzeit kannten kein Grenzzollsystem. Abgaben wurden an strategisch günstigen Stellen (Überfuhren, Brücken, Städten etc.), an welchen sich die Warenströme leicht kontrollieren ließen, eingehoben. Bei Aschach tritt die Donau in das Eferdinger Becken ein; durch eine natürliche Aufstauung des Flusses fand man hier eine geeignete Stelle für eine Überfuhr. Dank dieser günstigen Lage entwickelte sich bei Aschach schon früh eine Mautstätte, welche nach der Raffelstettener Zollordnung (903/05) bereits zu Beginn des 10. Jahrhunderts bestand. In den Passauer Traditionen wird der Ort am Beginn des 13. Jahrhunderts (1218–1221) als Markt bezeichnet, Mitte des 14. Jahrhunderts verfügte Aschach über ein Marktrecht sowie einen Richter und seit 1512 durften ein Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte abgehalten werden. Neben der Bedeutung Aschachs als Mautort und Zwischenstation für die Donauschifffahrt konnte der Markt bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts auch eine überregionale Stellung im Weinanbau und -handel behaupten, worüber die beiden Weinreben im Stadtwappen noch heute ein beredtes Zeugnis ablegen. In den 1750er Jahren erbrachte die Aschacher Wassermaut durchschnittlich 7.000 Gulden an Mauteinnahmen pro Jahr. Durch die Umstellung auf das Grenzzollsystem (nach 1775) wurde die Maut Aschach aufgehoben bzw. „verstaatlicht“ und nach Engelhartszell verlegt, das bis zur Angliederung des Innviertels an Österreich (1779) Grenzort nach Bayern war.
Der Austausch von Geschichten und Gütern
Im Zuge des INTERREG Projektes Transdanube Travel Stories wurde von Jörg Zenker aus Ulm eine der Narrative zum Thema Handel geschrieben, die hier kurz angeteasert ist:
Neben militärischen, kirchlichen und später auch touristischen Bewegungen war es immer der Handel, der sich an der Donau orientierte und diesen Raum belebte. Sowohl der Austausch von Gütern – ob aufgrund der vorhandenen Rohstoffe, die man an einem Ort fand und an anderen Orten verarbeiten konnte – wie auch bei der Entwicklung und Nutzung von Märkten wurde der Austausch, die Expansion von Firmen und die Verbindung von Menschen unterschiedlicher Herkunft – ob regional oder kulturell – gefördert. Die Donau ist einer der ältesten Handelswege Europas und gibt dadurch für länderübergreifende Geschichten, für Begegnungen und Erlebnisse besonders viel her. Ob Kaufmannsfamilien, die sich durch Heirat, durch firmenmäßige Verbindungen oder andere Kooperation über mehrere Länder ausdehnten, ob die unterschiedlichen Währungen und Zahlungssysteme, ob Handelsbräuche, kulinarische Unterschiede bis hin zu dunkleren Seiten wie Menschenhandel, organisierte Kriminalität im Bereich Drogen und Prostitution. Die Donau schreibt viele Geschichten – und oft sind sie geprägt von Gewitztheit, Raffsucht oder Schmuggelei, aber auch von ehrbarer Kaufmannschaft im alemannisch geprägten Ursprungsgebiet der Donau über eine Philosophie von „leben und leben lassen“ im katholisch/barock geprägten bayerisch-österreichischen Donauraum bis hin zur Basarmentalität, die man immer noch als Phänomen des Handels im Balkanraum wahrnimmt und als Tourist durchaus faszinierend findet.
Kaufleute haben Kulturen zusammengeführt und geprägt. Familien – in vielen Fällen auch jüdischen Ursprungs – haben über viele Generationen beeindruckende Häuser und Handelsimmobilien geschaffen, Kunst und Kultur gefördert. Kaufmannsdynastien im Stile der Buddenbroks kann man entlang der Donau nachverfolgen und oft war es nicht nur der Handel, sondern Liebe, Trennung, Erfolg und Misserfolg, die zu faszinierenden und da und dort auch dramatischen Familiengeschichten führten. Während heute zunehmend digitale Formen der Geschäftsanbahnung Platz greifen waren es in früheren Jahrhunderten Charme, Esprit, kulturelle und ethnische Eigenschaften oder auch ganz einfach die Magie des Reichtums, die Verbindungen schufen.
Handel manifestierte sich auch in Traditionen von Zusammenkünften – ob Märkte, Feste – mit kulinarischen oder kulturellen Hintergründen – bis zu politischen Versammlungen, ob der immerwährende Reichstag zu Regensburg oder der Wiener Kongress. Immer waren die Geschäftsleute im Umfeld mit dabei, um Verbindungen herzustellen und Verbindungen für neue Märkte auszuloten.
Die gesamte Geschichte finden Sie hier!
Zum Autor: Jörg Zenker ist ausgebildeter Gästeführer, Danube Guide und Autor und lebt in Ulm. Er leitet den Zenker Verlag
Aschach und der Weinbau
1784 wurde allgemein die freie Weinschank eingeführt, so auch natürlich in Aschach, … was zur Folge hatte, dass man bei den Aschacher Bürgern und Weinbauern die Kanne oder das Maß viel günstiger als bei den Gastwirten erstehen konnte. Vor dieser Regelung hatte es vielfach Streit gegeben. Zuerst war es die Herrschaft, die um ihre Einnahmen bangte, und deshalb die Ausschank von Wein nur zwischen „Michaelstag pis auf weinachten“ oder nur auf „vier fünf oder aufs maißte sechs schenkheuser“ erlaubte. Es war nur gestattet, eigenen Bauernwein auszuschenken, wobei jedoch mit Hinterlist seitens der Aschacher gehandelt wurde; dem eigenen Bauernwein wurde fremder Wein beigemischt. Auch unter Strafandrohungen für die Verfälschung des Aschauer Weins mit fremden Weinen gedieh und blühte das Buschenschankwesen in Aschach. Die Wirte der näheren Umgebung sahen sich in ihrer Existenz bedroht und wurden bei der „Obersten Justizstelle“ vorstellig. Der Beamte in Wien schien jedoch ein Freund des „Aschacher Heurigen“ gewesen zu sein. Er gestattete die „Ausschänkung ihrer eigenen Weinfechsung bey ihren Häusern“ mit der Begründung, dass „der Wein einem Essig gleich komme und keinen Anwert finde … der hieraus erfechsset werdene Wein so schlecht sei, dass selbst die klagenden Wirte denselben von denen Unterthanen niemalen haben abnehmen wollen …“
Das war nun ganz offenbar der beginnende Niedergang. Nichts desto trotz kamen noch einige Jahrzehnte lang Leute zu den Weinbauern des Marktes, um reschen Wein, der ihnen sogar angeblich geschmeckt haben muss, zu trinken. Aschach – ein vergangenes bäuerliches Grinzing – schlicht und schön. Im Wappen findet sich noch heute der Bezug zum Weinbau und inzwischen wird in Aschach auch wieder Weinbau betrieben. Der neue Aschacher Wein ist zum Glück mit dem seinerzeitigen „Gebräu“ nicht mehr vergleichbar.